Andere gehen mit Ü60 in Rente: Sie ging als Kriegsberichterstatterin nach Afghanistan.
Ich habe nicht das geringste Problem zu sagen wie alt ich bin. Wenn die Leute dann überrascht erwidern, dass man mir die Siebzig nicht anmerkt, erwidere ich oft lachend: „Wenig gebraucht“. Das stimmt natürlich nicht. Denn ich habe schon wegen des Spagats zwischen Beruf und Kinder stets auf der Überholspur gelebt. Daran hat sich kaum etwas geändert. Als ich das Angebot erhielt, 8 Monate in Afghanistan zu arbeiten, habe ich nur kurz überlegt und zugesagt. Die Neugier war stärker als die Angst in diesem – vom Terror gebeutelten Land – umzukommen. Zumal ich gut auf den Einsatz vorbereitet wurde. Ich lernte die Sprache, musste mich mit dem Koran und deren Kultur auseinandersetzen und erhielt Unterricht in Selbstverteidigung. Letzteres gibt mir auch heute noch ein gutes Gefühl, wenn ich abends allein unterwegs bin. In Kabul erlebte ich oft Anschläge, sah Dinge, die mir nie wieder aus dem Kopf gehen werden. Trotzdem würde ich es wieder machen. Vielleicht sogar wegen meines Alters und der damit einhergehenden Erfahrung. Ich bin zwar alt, aber nicht tot. Während manche Frauen überlegen, wo sie die nächste Botox-Spritze ansetzen lassen, plane ich die nächste Reise. Kultureisen sind für mich sozusagen Happy-Aging.